AUGEN
STÖRUNGEN
FUNKTIONELLE
STÖRUNGEN
Fehlsichtig-
keit
Funktionelle Sehfehler wie Kurzsichtigkeit (Myopie), Weitsichtigkeit (Hyperopie) und Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) zählen zu den häufigsten Fehlsichtigkeiten weltweit. Anders als krankhafte Veränderungen des Auges beruhen sie auf Abweichungen in der Brechkraft oder Augenform, wodurch Lichtstrahlen nicht korrekt auf der Netzhaut gebündelt werden. Diese Störungen beeinträchtigen die Sehschärfe – je nach Form in der Nähe, in der Ferne oder bei allen Entfernungen.
22
%
23
%
40
%
Symptome
Die Symptome sind für Betroffene sehr charakteristisch. Häufig berichten sie von kleinen Punkten, Fäden, Ringen oder spinnennetzartigen Strukturen, die besonders bei hellem Hintergrund – etwa beim Blick in den Himmel oder auf eine weiße Wand – sichtbar werden. Diese Trübungen bewegen sich meist mit dem Auge mit und „schweben“ leicht nach, da sie sich im Glaskörper mitbewegen. Sie können einzeln oder mehrfach auftreten, oft in beiden Augen, aber unterschiedlich stark. Viele Menschen gewöhnen sich im Laufe der Zeit daran, doch bei manchen können sie sehr störend wirken und die Lebensqualität beeinträchtigen – insbesondere beim Lesen, Arbeiten am Bildschirm oder Autofahren.
Krankheits-
verlauf
Fehlsichtigkeiten treten meist schon im Kindes- oder Jugendalter auf. Die Myopie nimmt weltweit stark zu – besonders durch viel Naharbeit und wenig Tageslicht. Hyperopie kann bei Kindern zunächst durch Eigenanstrengung ausgeglichen werden, später jedoch zu Beschwerden führen. Astigmatismus ist oft angeboren und bleibt über das Leben hinweg relativ stabil. In Deutschland trägt über die Hälfte der Bevölkerung eine Sehhilfe – häufig wegen einer dieser Fehlsichtigkeiten.
Leben mit
der Krankheit
Brillen und Kontaktlinsen sind bewährte und einfache Lösungen, um die Fehlsichtigkeit auszugleichen. Bei stabiler Fehlsichtigkeit und entsprechender Eignung kann auch eine Augenlaser-Behandlung oder das Einsetzen künstlicher Linsen in Betracht gezogen werden. Mit einer passenden Korrektur ist ein normales Leben ohne Einschränkungen möglich.
Prävention und
Früherkennung
Fehlsichtigkeiten lassen sich nicht immer verhindern, aber frühe Sehtests – vor allem im Kindesalter – sind wichtig, um sie rechtzeitig zu erkennen und Fehlentwicklungen wie Schielstellungen oder Schwachsichtigkeit (Amblyopie) zu vermeiden. Regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt oder Optiker sind entscheidend, um Sehverschlechterungen früh zu bemerken und individuell anpassen zu können.
Nystagmus
Nystagmus ist eine unwillkürliche, rhythmische Augenbewegung, die meist horizontal, seltener vertikal oder rotierend verläuft. Die Betroffenen können ihre Blickrichtung nicht ruhig fixieren, was oft zu verschwommenem Sehen führt. Nystagmus ist keine klassische Augenerkrankung im engeren Sinne, sondern eine funktionelle Störung der Augenbewegungssteuerung – oft mit neurologischem Ursprung oder angeborener Ursache.
Symptome
Die Häufigkeit des infantilen Nystagmus liegt bei etwa 1 bis 2 Fällen pro 1.000 Lebendgeburten
Typisch für Nystagmus ist ein unkontrollierbares „Zittern“ der Augen, das besonders bei Blickbewegungen auffällt. Viele Betroffene klagen über eingeschränkte Sehschärfe, verschwommenes Sehen, Schwindel oder eine sogenannte Kopfzwangshaltung – also eine bestimmte Kopfhaltung, in der das Sehen erleichtert wird. Die Symptome können je nach Form und Ursache sehr unterschiedlich ausfallen.
Krankheits-
verlauf
Man unterscheidet zwischen angeborenem (infantilem) und erworbenem Nystagmus. Die angeborene Form zeigt sich meist im Säuglingsalter und bleibt lebenslang bestehen, während der erworbene Nystagmus häufig durch neurologische Erkrankungen, Medikamente, Augenverletzungen oder Gleichgewichtsstörungen entsteht. Ein Nystagmus selbst verschlechtert sich selten, kann aber in Verbindung mit anderen Erkrankungen komplexer werden.
Leben mit der Krankheit
Ein Nystagmus ist in der Regel nicht heilbar, kann aber durch Hilfsmittel und Therapien im Alltag deutlich erleichtert werden. Brillen mit Prismengläsern, Kontaktlinsen, Sehhilfen und gezieltes Sehtraining verbessern oft die Fixation. In manchen Fällen können auch Operationen oder medikamentöse Therapien helfen, besonders bei erworbener Form. Viele Betroffene können mit Anpassung gut leben und lernen, mit den Einschränkungen umzugehen.
Prävention und Früherkennung
Da der angeborene Nystagmus meist genetisch oder entwicklungsbedingt ist, lässt sich er nicht vorbeugen. Wichtig ist jedoch eine möglichst frühe Diagnose – idealerweise im Kindesalter – damit unterstützende Maßnahmen wie Sehförderung oder spezielle Sehhilfen früh beginnen können. Bei Erwachsenen mit plötzlich auftretendem Nystagmus ist eine rasche neurologische Abklärung essenziell, da auch schwere Erkrankungen wie MS, Schlaganfälle oder Hirntumoren dahinterstecken können.
BLINDHEIT
Farben-
blindheit
Farbenblindheit, medizinisch als Farbsinnstörung bezeichnet, ist eine angeborene oder selten erworbene Einschränkung der Farbwahrnehmung. Die häufigste Form betrifft Rot-Grün-Unterscheidungen. Dabei sind nicht alle Betroffenen völlig farbenblind – echte totale Farbenblindheit (Achromatopsie) ist sehr selten. Die Störung betrifft die Zapfenzellen der Netzhaut, die für das Farbensehen zuständig sind.
300
Millionen
Menschen weltweit leiden an einer Farbsehstörung
Symptome
Typisch ist die Verwechslung oder Nicht-Erkennung bestimmter Farben, meist von Rot und Grün oder Blau und Gelb. Die betroffenen Personen sehen ansonsten scharf und haben ein normales Sehvermögen, allerdings kann die Farbwahrnehmung im Alltag – z. B. im Straßenverkehr, beim Beruf oder im Design – eingeschränkt sein. Viele merken ihre Farbsinnstörung erst bei Sehtests.
Krankheits-
verlauf
Farbenblindheit ist meist genetisch bedingt und betrifft überwiegend Männer. Etwa 8 % der Männer und 0,5 % der Frauen in Europa haben eine Rot-Grün-Schwäche. Die Störung bleibt lebenslang bestehen, schreitet aber nicht fort. Erworbene Farbsinnstörungen können im höheren Alter oder durch Erkrankungen des Sehnervs oder der Netzhaut auftreten.
Leben mit der Krankheit
Es gibt keine Heilung für angeborene Farbenblindheit, aber Betroffene können mit speziellen Brillen oder Apps Kontraste besser erkennen. Im Alltag lernen viele, sich auf andere visuelle Hinweise zu verlassen. Bei der Berufswahl kann die Einschränkung relevant sein – z. B. bei Piloten, Elektrikern oder Grafikberufen.
Prävention und Früherkennung
Angeborene Farbsinnstörungen lassen sich nicht verhindern, aber schon im Kindesalter durch einfache Farbtests erkennen. Eine frühzeitige Diagnose hilft, potenzielle Probleme z. B. in Schule oder Ausbildung besser abzufedern. Erworbene Störungen sollten augenärztlich und neurologisch abgeklärt werden, da sie auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen können.
Totale
Blindheit
Blindheit ist die schwerste Form der Seheinschränkung und bezeichnet das vollständige oder nahezu vollständige Fehlen des Sehvermögens. Sie kann angeboren sein oder im Laufe des Lebens durch Erkrankungen, Verletzungen oder altersbedingte Veränderungen entstehen. Weltweit ist sie ein bedeutendes Gesundheitsproblem mit tiefgreifenden Auswirkungen auf Lebensqualität, Selbstständigkeit und soziale Teilhabe.
43
Millionen
Menschen weltweit leiden an Blindheit.
Symptome
Typisch ist die Verwechslung oder Nicht-Erkennung bestimmter Farben, meist von Rot und Grün oder Blau und Gelb. Die betroffenen Personen sehen ansonsten scharf und haben ein normales Sehvermögen, allerdings kann die Farbwahrnehmung im Alltag – z. B. im Straßenverkehr, beim Beruf oder im Design – eingeschränkt sein. Viele merken ihre Farbsinnstörung erst bei Sehtests.
Krankheits-
verlauf
Blindheit kann plötzlich – z. B. durch einen Schlaganfall, Netzhautablösung oder Unfall – oder schleichend, etwa durch Glaukom, diabetische Retinopathie oder altersbedingte Makuladegeneration entstehen. Viele Ursachen sind vermeidbar oder behandelbar – insbesondere in ärmeren Ländern fehlt jedoch oft der Zugang zu augenärztlicher Versorgung.
Leben mit der Krankheit
Blindheit selbst ist meist nicht heilbar, aber je nach Ursache kann eine frühzeitige Behandlung das Fortschreiten stoppen oder sogar verbessern. Hilfsmittel wie Blindenschrift, Sprachausgabe-Systeme, Blindenstöcke oder Führhunde ermöglichen ein weitgehend selbstständiges Leben. Wichtig ist eine gute soziale und berufliche Integration, etwa durch Schulungen im Orientierungs- und Mobilitätstraining oder barrierefreie Technologien.
Prävention und Früherkennung
Ein Großteil der weltweiten Erblindungen ist vermeidbar – etwa durch rechtzeitige Behandlung von Infektionen, Katarakt-OPs oder Diabetes-Management. In Industrieländern sind regelmäßige augenärztliche Vorsorgeuntersuchungen entscheidend, besonders bei Risikogruppen wie älteren Menschen oder Diabetikern. Früherkennung und Aufklärung sind zentrale Bausteine der Blindheitsprävention.
WAHR
NEHMUNG
Visueller
Neglect
Der visuelle Neglect ist eine neurologische Wahrnehmungsstörung, bei der Betroffene einen Teil ihres Gesichtsfeldes – meist die linke Seite – „ignorieren“. Dabei ist das Auge selbst funktionstüchtig, doch das Gehirn verarbeitet die Informationen aus einer Seite des Raums nicht. Der visuelle Neglect tritt häufig nach einem Schlaganfall auf, vor allem bei Schädigungen der rechten Hirnhälfte.
%
40
Der Patienten eines Schlaganfalls der rechten Hirnhälfte erlitten einen Visuellen Neglect.
Symptome
Menschen mit visuellem Neglect übersehen Gegenstände, Personen oder sogar Teile ihres eigenen Körpers auf der betroffenen Seite. Sie stoßen etwa beim Gehen gegen Hindernisse oder essen nur die rechte Hälfte eines Tellers leer. Die Störung betrifft nicht nur das Sehen, sondern auch die Aufmerksamkeit – das Gehirn nimmt die andere Seite schlichtweg nicht wahr, als existiere sie nicht.
Krankheits-
verlauf
Ein visueller Neglect tritt meist akut auf – typischerweise nach einem Schlaganfall in der rechten Gehirnhälfte, wodurch die linke Raumhälfte „vernachlässigt“ wird. Etwa 30–50 % der Betroffenen mit rechtshemisphärischem Schlaganfall zeigen Zeichen eines Neglects. Je nach Schweregrad kann sich der Zustand innerhalb von Wochen verbessern oder langfristig bestehen bleiben. Die Störung ist häufig mit weiteren Beeinträchtigungen wie Hemiparese oder Aufmerksamkeitsdefiziten verbunden.
Leben mit der Krankheit
Es gibt keine direkte Heilung, aber gezielte neuropsychologische Therapie, Ergotherapie und visuelle Explorationstrainings können helfen, die Wahrnehmung wieder zu verbessern. Techniken wie das bewusste Scannen des betroffenen Raums, Spiegeltraining oder Prismengläser unterstützen die Rehabilitation. Mit professioneller Begleitung können viele Betroffene Strategien entwickeln, um im Alltag wieder besser zurechtzukommen.
Prävention und Früherkennung
Ein visueller Neglect lässt sich nicht im klassischen Sinne vorbeugen, da er meist Folge eines akuten neurologischen Ereignisses ist. Wichtig ist jedoch die frühe Diagnose, z. B. durch spezifische Tests (wie Linienhalbierung oder Uhrentest) direkt nach einem Schlaganfall. Eine schnelle Reha-Einleitung verbessert nachweislich die Aussichten auf Rückbildung der Störung.
Rausch
Halluzinogene sind Substanzen, die tiefgreifende Veränderungen der Wahrnehmung, des Denkens und der Gefühlswelt auslösen können. Typisch sind Sinnestäuschungen (Halluzinationen), bei denen Menschen Dinge sehen, hören oder fühlen, die nicht real vorhanden sind. Die Wirkung betrifft vor allem das visuelle System und kann – je nach Dosis, Substanz und psychischer Verfassung – kurzfristige oder anhaltende Wahrnehmungsstörungen verursachen.
Halluzinogene verstärken die Aktivität im visuellen Kortex.
Symptome
Zu den typischen Symptomen zählen visuelle Halluzinationen (z. B. Farben, Muster, sich verformende Gegenstände), verändertes Zeit- und Raumgefühl, Audiosensationen und sogenannte „Synästhesien“, bei denen Sinneseindrücke sich vermischen (z. B. das „Sehen“ von Klängen). Einige Menschen erleben dissoziative Zustände oder Gefühle der Entfremdung. Bei negativer Wirkung treten Angst, Verfolgungsgefühle oder Panikreaktionen auf – ein sogenannter „Horrortrip“.
Krankheits-
verlauf
Die Effekte beginnen meist 30–90 Minuten nach Einnahme (z. B. LSD, Psilocybin, DMT) und halten mehrere Stunden an. Die Wahrnehmungsveränderungen entstehen vor allem durch Veränderungen im Serotoninsystem im Gehirn. Während akute Effekte nachlassen, können in seltenen Fällen anhaltende Störungen auftreten – z. B. beim HPPD(„Hallucinogen Persisting Perception Disorder“), bei der visuelle Störungen (wie Nachbilder, Lichtblitze) auch Wochen oder Monate nach Einnahme bestehen bleiben.
Leben mit
der Krankheit
Bei akuten psychischen Krisen nach Halluzinogenkonsum hilft ein geschütztes, ruhiges Umfeld („Set and Setting“) – in schweren Fällen sind Beruhigungsmittel oder ärztliche Betreuung notwendig. Für anhaltende Wahrnehmungsstörungen (wie HPPD) gibt es keine Standardtherapie, jedoch werden in Einzelfällen Medikamente oder Verhaltenstherapie eingesetzt. Wichtig ist eine gute psychische Nachsorge und gegebenenfalls psychotherapeutische Unterstützung.
Prävention und
Früherkennung
Die beste Prävention ist der Verzicht auf Halluzinogene, vor allem bei bestehenden psychischen Erkrankungen oder familiärer Vorbelastung. Vor dem Konsum sind Aufklärung und Vorbereitung entscheidend. Erste Warnzeichen für eine negative Wirkung (z. B. Realitätsverlust, Angstzustände) sollten ernst genommen und nicht bagatellisiert werden. Fachpersonal in der Suchtberatung oder Psychiatrie kann frühzeitig helfen.